Sonntag, 14. April 2013

Das letzte Abenteuer - Teil 3

Ich lag noch nicht lange in meinem Zelt, gerade dabei mit der Taschenlampe meine kleinen Nuggets zu bestaunen und davon zu träumen, was ich wohl machen würde, wenn ich doch noch über einen großen Klumpen stoplern würde.


Auf einmal hörte ich jemanden "shit" rufen. Ich dachte mir fuck, krieg ich jetzt Besuch oder was. Ich habe wirklich vermutet, dass jemand ziemlich nahe ist. Dann hab ich mir erst überlegt, wenn jemand draußen vor dem Zelt auf mich warten würde, was könnte wohl passieren. Was würde wohl passieren, wenn wirklich jemand dort steht und man einfach im Zelt bleiben würde, wie lange würde derjenige abwarten und wenn er die Geduld verliert, würde er dann einfach den Reisverschluss vom Zelt aufmachen und seinen Kopf reinstrecken? Mein Instinkt sagte mir, abwarten und die Ohren spitzen. Nach ein paar Minuten ist ein Känguru realtiv nah an meinem Zelt vorbei gehüpft. Dadurch, dass ich dem Boden so nahe war, konnte ich die kräftigen Sprünge deutlich spüren. Das war für mich ein Zeichen: Hier würde niemals ein Känguru vorbei springen, wenn hier ein Mensch in der Nähe ist! Ich also schnell die Hose angezogen, Stirnlampe aufgesetzt und Taschenmesser für den Fall der Fälle eingesteckt und wie ich gerade aus dem Zelt steigen wollte, erklang plötzlich Musik. Jemand spielte Trompete. Es hat sich traurig angehört, nach Einsamkeit und nach dem Willen zu leben. Das einzige Lied das ich erkennen konnte war "Guten Abend, gute Nacht", wie in diesem Video:



Nach ein paar weiteren Minuten des Abwartens bin ich dann aus dem Zelt gestiegen und konnte durch die Büsche ein kleines schwaches Licht scheinen sehen, nicht größer wie ein Stern, aber eben nicht am Himmel, sondern im Gebüsch. Die Musik hat mich so dermaßen beruhigt, dass ich mich einfach in meinen Campingstuhl gesetzt und ein bisschen zugehört habe. Wer weiß ob derjenige überhaupt weiß, dass ich da bin, jetzt ist es eben so wie es ist, waren meine letzten Gedanken bevor ich eingeschlafen bin.
Am nächsten Morgen die große Überraschung - wuhuu ich lebe noch -. Durch die Helligkeit des Tages ermutigt, beschloß ich zumindestens sehen zu wollen, woher die Musik kam und wer da ist.

So habe ich Mister Bill und den Gold-Großmeister Nick kennengelernt, die zusammen den YouTube-Kanal "BogiZemlja" eingerichtet haben, wo sie Tipps und Tricks Rund um die Goldsuche geben.



Auch ich hatte davon schon einige Videos gesehen und so hab ich mich sofort wohl gefühlt :) Wir haben zusammen Tee getrunken, ich habe von mir erzählt und was mich hier her geführt hat. Nick hat von seinen Projekten in Kambodscha erzählt, wie er viel Geld in einer Papiertüte überbringen musste und dass er nach mehreren gescheiterten Beziehungen keine Lust mehr auf Gesellschaft hat und die Einsamkeit im Busch vorzieht.
Nachdem wir ineinander ein wenig vertrauen gefasst haben, hatte ich die Erlaubnis auf seinen Grundstückern zu suchen und zu behalten, was ich finde.


Von nun an, waren wir die folgenden Tage fast die ganze Zeit zusammen. Nick hat mir ein paar Ecken gezeigt wo er große Nuggets gefunden hat, wie in dem nachfolgenden Video, hat mir in aller Genauigkeit erklärt, wie er das Gold in seiner kleinen Mine gefunden hat. Für den 15. April hat er einen Bulldoser bestellt und diverses anderes Equipment und hat mich eingeladen zu bleiben und mit ihm und Mister Bill zu arbeiten.



Echt Schade, denn wäre der 15.April nicht erst 10 Tage später  gewesen, wäre ich gerne geblieben. Wir hatten eine tolle Zeit gehabt. Wir haben ein paar Tauben geschossen und eine leckere Suppe gekocht, dazu frisches Brot gebacken. Nach 2 Wochen Instant Nudeln und ein paar Tagen Dosenfutter, hat alles so gut geschmeckt und 100% natürlich. Wir haben Wasser bei einer Sammelstelle geholt und gefiltert, ich hab mich ein bisschen in Trompete spielen geübt und Gold gesucht (und gefunden) haben wir natürlich auch jeden Tag :) Das war für mich ein absolutes Highlight der Reise bisher. Das ist genau das, was man nur als Backpacker erleben kann. Wo trifft man heute noch Leute die irgendwo in der Wildnis ihr eigenes Ding machen, mit allen Konsequenzen die so ein Lebensstil mit sich zieht, wovor ich großen Respekt habe. Mister Bill ist schon 78 Jahre, aber man glaubt es nicht, er ist noch gut in Schuss und kann immer noch graben wie ein junger Spund. Haha Nick ist immer ein bisschen wie ein General gewesen, ist mit seinem Detektor vorraus gelaufen und der alte Bill mit seiner Spitzhacke, ist ihm gefolgt.


Jeden Abend haben wir uns über philosophische Themen unterhalten. Nick liest gerade die Bücher von Ludwig Wittgenstein, einem Philosophen, der 1889 in einer der reichsten Familien Österreichs geboren wurde und sein gesamtes Vormögen abgestoßen hat um sich absolut der Philosophie zu widdmen, denn er war der Meinung, dass das Vermögen seinen Blick auf die Dinge nicht objektiv halten würde. Ein paar ziemlich verrückte Themen sind aber auch auf den Tisch gekommen. So liest Nick auch die Übersetzung von Hitlers 'mein Kampf' und ist der Meinung, Juden hätten eine geheime Weltherrschaft in den USA aufgebaut...... Rassismus scheint in Australien immernoch ein aktuelles Thema zu sein. Um die Jahrtausendwende wollte die UNO eine Studie über Rassismus in Australien machen, aber die Regierung hat das abgeblockt, das sagt eigentlich alles....

Um nochmal zur Goldsuche zurück zu kommen. Am letzten Tag vor meiner Abreise, haben wir einen neuen Spot ausprobiert, wo noch niemand vorher gesucht hat, aber die Anzeichen für Gold gut waren und nach 2 Stunden detektieren haben wir beide schon einen kleinen Nugget gefunden. Weit und breit keine Anzeichen dafür, dass jemand schon Gold "weggenommen" hat - oh man, wäre mir Nachmittags nicht der Akku ausgegangen, hätte ich vielleicht noch was finden können. Das war eigentlich genau das wovon ich ein bisschen geträumt hab. Da gibt es 100% noch mehr Nuggets, entweder tiefer im Boden oder die größere Ansammlung liegt noch ein paar Meter weiter weg. Schade jedenfalls das mein Abenteuer hier zu Ende ging, denn Nick ist nur am Gold-Mining, also am unterirdischen Abbau interessiert und ich hätte mich in der Ecke so lange verweilen können, bis ich die Haupt-Ansammlung der Nuggets lokalisiert habe.... aber auch so bin ich sehr froh, zum Abschluss noch einmal ein bisschen Glück und Spaß gehabt zu haben.


Jetzt freue ich mich auf den Strand :) Morgen bringe ich den Detektor zur Post, den ich heute bei eBay verkauft habe, mache die Website für die Hotelbesitzer fertig, fahre dann nach Kalgoorlie, dem Mekka für alle Golddigger, wo ich mich mit Max treffen werde, der mich von der Schweiz aus immer wieder mit Informationen versorgt hat und bei dem ich mich an dieser Stelle nochmal bedanken muss. Sein Blog wird wohl ab nächste Woche wieder weitergehen, freue mich schon von deinen Abenteuern zu lesen!

maxkilli.blogspot.com

Danach kauf ich mir ein Zugticket und fahre über Adelaide, Coober Pedy, Alice Springs, Tennant Creek nach Darwin, in die Tropen. Sorry, dass der dritte Teil so lange auf sich warten ließ! Die versprochenen Postkarten kommen auch noch demnächst!

Hier noch ein paar Fotos aus dem Camp von Nick & Mister Bill und unserem leckeren Abendessen








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